Wachsende Bedeutung der Alterszahnmedizin in der Zahnarztpraxis

Wachsende Bedeutung der Alterszahnmedizin in der Zahnarztpraxis

Steigendem Behandlungsbedarf mittels Präventionsmaßnahmen entgegenwirken

Unsere Bevölkerung wird immer älter. Doch wie ist es denn um die Mundgesundheit der älteren Bevölkerung bestellt? Laut der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie ist über die letzten zwei Jahrzehnte in allen Altersgruppen bei Karies und bei Parodontitis sowohl in der Häufigkeit als auch in deren Schweregrad ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.1 Der demographische Wandel macht sich auch in den Zahnarztpraxen bemerkbar: Die Hauptbelastung durch diese beiden häufigen oralen Erkrankungen dürfte sich gemäß den Prognosen zunehmend auf höhere Altersgruppen verlagern und damit einen steigenden Behandlungsbedarf im Zuge des demografischen Wandels bedingen, weshalb die Zahnversorgung im Alter zunehmend an Bedeutung gewinnt.1 In den formulierten Mundgesundheitszielen 2030 der Bundeszahnärztekammer wird in Bezug auf das Mundgesundheitsverhalten generell die Prävention oraler Erkrankungen durch eine optimale Mundhygiene sowie die Inanspruchnahme von zahnärztlichen Vorsorgeangeboten als wichtige Strategie gesehen.2 Idealerweise werden älteren Patient:innen daher vermehrt spezielle Beratungsangebote bereitgestellt, die sich gezielt auf den Erhalt einer effektiven häuslichen Mundhygiene und die Förderung der Mundgesundheit konzentrieren.

Besondere Bedürfnisse älterer Patient:innen 

Mit dem demografischen Wandel in Deutschland gehen auch zunehmend lokale oder systemische Vorerkrankungen3 einher, die mit fortschreitendem Alter immer wahrscheinlicher werden. Viele ältere Menschen leiden unter Allgemeinerkrankungen – wie Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen oder Demenz. Allgemeinerkrankungen können sich mitunter aber auch negativ auf die Mundgesundheit auswirken.4In Bezug auf die Mund- und Zahngesundheit sollte daher bei älteren Patient:innen ein besonderer Fokus auf die häusliche 3-fach-Prophylaxe gelegt werden. Denn häufig verschlechtern sich im Alter die Feinmotorik, Sehkraft und das allgemeine Körperempfinden. Neben diesen Herausforderungen lassen zum Teil auch kognitive Fähigkeiten nach. All diese Faktoren erschweren es, auf die häusliche Mundhygiene zu achten.5 Menschen im hohen Alter gehören aus den oben genannten Gründen zur Gruppe „vulnerabler Patient:innen“. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) betonen in der zahnärztlichen Patientenberatung die Notwendigkeit besonderer Zuwendung sowie risikogruppenspezifische und bedarfsgerechte Betreuungsangebote.6 Bestenfalls werden in der Zahnarztpraxis spezielle Beratungsangebote angeboten. Es zeigt sich, dass eine gezielte Unterstützung und individuelle Lösungen notwendig sind, um die Versorgung der älteren Patient:innen zu verbessern. Rund 60 Prozent der Senior:innen können ihre notwendigen Zahnarztbesuche nicht mehr eigenständig organisieren und wahrnehmen.1 Für sie kommt es in besonderem Maße auf die gemeinsame Unterstützung durch Verwandte und/oder Angehörige, Zahnärzte und DHs sowie nicht zuletzt geschulte Pflegekräfte an.

5 Aspekte, auf die es bei der zahnärztlichen Versorgung und Beratung älterer Patient:innen ankommt:

  • Barrierearme Praxisräume:

    Älteren Menschen helfen unter anderem Schilder in großer Beschriftung, möglichst keine Schwellen und wenig Hindernisse sowie bequemes, ausreichend vorhandenes Sitzmobiliar. Bei längeren Behandlungen können außerdem geeignete Polsterunterlagen für den Behandlungsstuhl für mehr Komfort sorgen.

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen:

    Bei einer eingeschränkten Mobilität der Patient:innen sollte eine ambulante Versorgung Zuhause oder im Pflegeheim ermöglicht werden.7,8

  • Eine umfassende Anamnese:

    Bei älteren Patient:innen ist es wichtig, auch die Einnahme bestimmter Medikamente, wie etwa blutdrucksenkende Mittel, zu erfragen. Diese können potenziell zu Komplikationen bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen führen.3 

  • Sicherstellung der Mundraumreinigung:

    Zu den häufigen körperlichen Einschränkungen zählt eine eingeschränkte Feinmotorik, daher können etwa 30 % der Menschen mit Pflegebedarf nicht mehr selbständig ihre Zähne oder Prothese reinigen.7 Angehörige und Pflegekräfte gilt es daher entsprechend anzuleiten.3 

  • Speziell geschulte Mitarbeiter:innen:

    Auf die Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen zugeschnittene Fort- und Weiter-bildungen bietet unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin an.

Tipps für die Mundgesundheit im höheren Alter

  • Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis:

    In dieser Altersgruppe sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen besonders wichtig1, bei Bedarf ist eine systematische Prophylaxe bis zu viermal jährlich empfohlen.9 

  • Häusliche 3-fach-Prophylaxe:

    Darüber hinaus ist für die Verbesserung der Mundgesundheit, auch bei älteren Menschen, die tägliche 3-fach-Prophylaxe, bestehend aus mechanischem10 und chemischem11 Biofilmmanagement, ein zentraler Baustein. Zähneputzen und Reinigung der Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten oder Zahnseide können durch die Verwendung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung, wie zum Beispiel LISTERINE®, ergänzt werden. Gerade letztere ist im Unterschied etwa zur Zahnseide auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen einfach anwendbar und kann die Mundhygiene zusätzlich unterstützen. Da Zähne nur ca. 25 % des Mundraumes ausmachen12, bleiben nach Zähneputzen und Zahnzwischenraumreinigung viele Bakterien zurück, die schnell wieder neuen Zahnbelag bilden.12 Durch die Anwendung von LISTERINE® Mundspülungen mit ätherischen Ölen können bis zu 99,9 % der nach dem Zähneputzen verbliebenen Bakterien bekämpft werden – sogar an Stellen, die mit Zahnbürste oder -seide schwer erreichbar sind.

  • Spezielle Beratungstipps:

    Außerdem können Zahnbürsten mit Griffverstärkern die mechanische Reinigung erleichtern.13 Fluoridanwendung, die Reduktion saurer Getränke und Speisen, eine Zungenreinigung und gegebenenfalls die Prothesenpflege sind ebenfalls anzuraten.14 Zur Linderung der Mundtrockenheit kann der Speichelfluss mit Hausmitteln wie etwa gefrorenen Früchten, dem Verzehr wasserhaltiger Lebensmittel oder dem Befeuchten der Mundschleimhaut mit einem in Tee o. Ä. getränkten Tupfer angeregt werden.13 Zusätzlich sind Sprays gegen Mundtrockenheit in der Apotheke erhältlich.

Seite zuletzt aktualisiert

Dienstag, 4. Februar 2025

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Quellen:

1 Jordan, A. R., Micheelis, W. & Cholmakow-Bodechtel, C. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V). Berlin/Köln: Bundeszahnärztekammer – Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zahnärztekammer e.V. (BZÄK), 2016.

2 Ziller, S., Oesterreich, D., Jordan, A. R.: Mundgesundheitsziele für Deutschland bis zum Jahr 2030. Zahnmed Forsch Versorg 2021, 4: 1, http://dx.doi.org/10.23786/2021-4-1

3 Müller, S: Der Risikopatient in der zahnärztlichen Praxis. ZMK 10/2022:530-535.

4 Bundeszahnärztekammer: Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit. Juni 2022. https://www.bzaek.de/service/positionen-statements/einzelansicht/wechselwirkungen-zwischen-mundgesundheit-und-allgemeingesundheit.html (Zuletzt aufgerufen am 08.01.2025)

5 Wir in der Zahnarztpraxis: Mundgesundheit im Alter. https://www.wir-in-der-zahnarztpraxis.de/downloadfile/3562741/40960_2024_10_05_I_012-013_Prophy_Hygiene_Senioren_216465_print.pdf (Zuletzt aufgerufen am 19.12.2024)

6 Spitta Dentalwelt: Vulnerable Patientengruppen benötigen individuelle Beratungsangebote https://dentalwelt.spitta.de/zahnmedizin/vulnerable-patientengruppen-benoetigen-individuelle-beratungsangebote/?sc_src=email_14509919&sc_lid=937699913&sc_uid=Ut1CVxtaAC&sc_llid=20386 (Zuletzt aufgerufen am 19.12.2024)

7 zm online: Wir sehen oft schlimme Verhältnisse im Mund! https://www.zm-online.de/news/detail/wir-sehen-oft-schlimme-verhaeltnisse-im-mund (Zuletzt aufgerufen am 19.12.2024)

8 ZWP online. Alterszahnmedizin – Wir arbeiten an der Spitze eines Eisberges. https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/alterszahnmedizin-wir-arbeiten-an-der-spitze-eines-eisberges (Zuletzt aufgerufen am 19.12.2024)

9 Quintessence Publishing: Parodontologie und Prävention bei älteren Patienten. https://www.quintessence-publishing.com/deu/de/news/zahnmedizin/alterszahnmedizin/parodontologie-und-praevention-bei-aelteren-patienten (Zuletzt aufgerufen am 19.12.2024)

10 S3-Leitlinie: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-022, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020.

11 S3-Leitlinie: Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-016, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020.

12 Kerr WJ, Kelly J, Geddes DA. The areas of various surfaces in the human mouth from nine years to adulthood. J Dent Res. 1991 Dec;70(12):1528-30. doi: 10.1177/00220345910700121001. PMID: 1774384.

13 Mundpflege. Praxistipps für den Pflegealltag. ZQP-Ratgeber, 6. Auflage, Berlin 2019.

14 Dental Team: So gelingt die Seniorenprophylaxe. https://dental-team.de/work/zahnaerztliche-prophylaxe/so-gelingt-die-seniorenprophylaxe/ (Zuletzt aufgerufen am 17.01.2025)